Skip to main content

Aktuelles

Das Handy: Ein kleiner Freund und Helfer

Einsatz des Smartphones in der Grundbildung – RGZ Weserbergland

In Lese-Schreib-Kursen (insbesondere bei muttersprachlichen Lernenden) im Unterschied zu klassischen Sprachkursen, in welchen die Teilnehmenden aktiv mit Handy übersetzen und recherchieren, spielt das Handy im Unterricht in der Regel keine große Rolle. Und dies, obwohl schon länger geeignete Apps, Lernpattformen und Materialien vorhanden sind. Selbst die Pandemiezeit, in der viele Menschen mit geringer Literarität die Erfahrung des Online-Unterrichts machen mussten, veränderte das Gesamtbild wenig.

Warum ist das so? Die viel diskutierten und bekannten Gründe braucht man an dieser Stelle nicht aufzuführen. Vor allem das Argument der fehlenden Ausstattung mit einem Endgerät gilt hier nicht, denn über ein Smartphone verfügt jeder und ist gleichzeitig im Umgang damit hinreichend gut vertraut.

Die Antwort ist naheliegend: Die Lernenden greifen zum Smartphone letzten Endes nur wenn es im Unterricht gewollt und gefördert wird. Der (stabile) Internetzugang ist und bleibt dabei vielerorts eine Schwachstelle. Was, wenn man aber auf die Internetnutzung verzichtet und sich primär auf die Boardmittel, d.h. die Grundausstattung, eines Smartphones konzentriert? Das Ergebnis kann überraschend ergiebig und vielseitig sein!

Erstaunlicherweise profitiert man vom Handy am meisten bei Unterrichtseinheiten außerhalb des Klassenraums, solchen erlebnispädagogischen oder alltagspraktischen Angeboten wie Exkursionen und Workshops aller Art. Rückblickend sind sie in jedem Kurs die Highlights des Jahres, etwas, was bei Evaluationen sofort ins Gedächtnis kommt und als besonders schön erlebt wurde. Doch die schönen Eindrücke verflüchtigen sich schnell. Bei Nachfragen darüber, was genau die TN dort gelernt haben, stellt man ernüchtert fest, dass meistens eine schöne, aber reicht diffuse Erinnerung zurückbleibt.

Ohne sorgfältige Vor- und Nachbereitung sowie gleichzeitiger Fixierung der Lerninhalte bleibt also nur wenig hängen. Der Einsatz des Smartphones auf allen Etappen und insbesondere während der Durchführung verändert die Situation erheblich. Mit jedem Handy lassen sich Fotos- und Videos erstellen, Notizen schreiben, Sprechsequenzen und Geräusche aufnehmen, Rechenaufgaben erledigen. Dieses wertvolle Material lässt sich wunderbar im Unterricht wiederaufnehmen, und zwar als Grundlage für Hörverstehen, Wortschatzarbeit, Textproduktion, Landeskunde, Diskussionen und vieles mehr. Die Teilnehmenden bekommen so die Chance, das Gesehene und Gehörte in Zusammenhang mit dem Gelesenen und Geschriebenen zu bringen und eigentlich erst dann wirklich zu verstehen. Vor allem findet so das Learning-by-Doing statt, und sein Effekt ist nicht leugnen.

Natürlich lassen sich die oben erwähnten Boardmittel nach Möglichkeit beliebig um Apps und Internetdienste erweitern, doch manchmal ist weniger einfach mehr, gerade bei Menschen mit geringer Literarität.

Nadzeya Günther